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Lina Sommer zu Ehren
(zur Einweihung des Lina-Sommer-Gedenksteines)
Karl Räder
Pfälzer Mundart spricht:
Wer ist denn das, die Lina Sommer ?
Fragt gestern mich die Wittfrau Sommer,
in unserer Pfalz redet groß und klein
nichts wie vom Lina-Sommer-Stein.
Ich glaube, er wird bei Haardt, Ihr Leute,
den nächsten Sonntag eingeweiht.
Ist das ein Mädchen oder eine Frau ?
könnt Ihr mir über die was sagen ?
was hat die Sommern denn gemacht,
dass man so ein Wesen um sie macht ?
So ähnlich hat sich die Frau Sommer
erkundigt nach der Lina Sommer.
Die Lina Sommer, liebe Magd,
hab ich da zu der Sommern gesagt,
das ist eine liebe, alte Frau,
die kenne ich Jahr und Tag genau,
In Karlsruhe wohnt sie, drüben in Baden,
als Dichterin von Gottes Gnade.
Die schreibt so schöne Geschichtelchen,
und pfälzische Gedichtelchen,
die singt von Pfälzer Lust und Freude,
von Liebe und Glück und Not und Leid.
Es quellen ihr aus ihrem Herz
Goldliedelchen voll Witz und Scherz.
Aus ihrer Seele perlt der Humor
als wie ein Kurpfalz-Sekt empor,
aus ihrer Brust strahlt Sonnenschein
wie aus einem edlen Pfälzer Wein,
ihr Lied weckt Heimatlieb und Wonne,
kurz: sie ist unsere Pfälzer Sonne.
Wie kommt das, sagt die Sommern da,
von was ist die denn immer froh ?
woher hat die nur ihren Trieb
zu so viel Freude und Treue und Liebe ?
Die schwimmt gewiss in Glück und Geld,
und es fehlt ihr nichts auf dieser Welt ?!
Frau Sommer, sage ich, meiner Seele,
es stimmt konträr gerade das Gegenteil.
Weil unsere liebe Lina Sommer
geläutert ist von Not und Kummer,
weil sie so viel schon hat erlitten
und gesorgt und gestrebt und geschafft und gestritten,
als Wittfrau, ach Du lieber Gott,
ihre Buben groß gezogen hat,
dass jeder heute ein tüchtiger Mann,
auf den die Mutter stolz sein kann.
Weil tief ihre Seele schon hat gebebt,
weil sie so Schweres schon erlebt,
an Krankheit, Trübsal, Schmerz und Trauer,
weil sie mit dem Winter fühlt und Bauer,
weil sie im Herz drin warm und lind
mit jeder Mutter fühlt und Kind,
und weil sie tief im Wesenskern
ihre Pfälzer Heimat hat so gerne:
drum kann sie uns so ohne Schlacken
in unserer pfälzer Mundart packen,
so dass es quilllt aus ihrer Seele
von selber, einfach, glatt wie Öl.
Dass jeder ruft: wie schön, wie fein,
man meint fast gerade, es müsste so sein.
Wer es liest, fühlt sich wie neu erweckt,
ob Hochdeutsch oder Dialekt.
Und weil ihre Sachen sind so schlicht
im Prosastil wie im Gedicht,
deswegen sind sie auch so weit
im deutschen Vaterland verbreitet,
und dadurch hat die Dichterfrau
so viel für unsere Pfalz getan.
Und da dafür, da kriegt sie jetzt
mit Recht einen Sommer-Denkstein gesetzt,
dass sie sich noch dran freut im Leben.
Erst nach dem Leben wär es zu spoo(ä)t,
denn wenn man stirbt, dann ist man tot.
Jetzt wissen Sie, Frau Nachbarin Sommer,
wie es steht mit unserer Lina Sommer.
Un alle ihre Freunde nach Pfälzer Art
wallfahren den Sonntag hinauf auf Haardt
und drücken als Dank vom Pfälzerland,
der Lina Sommer lieb die Hand,
denn sie macht selbst eine Autofahrt
zum Ludwigsbrunnen hinter Haardt.
Und ich, ich gebe ihr dort einen Kuss
für alle Pfälzer – Prosit – Schluss.