Am Niederwald, um Mitternacht

 

Geruhig fließt der Vater Rhein,

ihn grüßen tausend Sternelein,

ihn grüßt des Mondes Silberlicht,

das leuchtend durch die Wolken bricht.

 

Am Niederwald, um Mitternacht

steht Frau Germania auf der Wacht,

und durch die Lüfte kommt im Flug

ein langer, stiller Geisterzug.

 

Es weckt´ der Kriegstrompete Schall

die alten tapferen Recken all´,

sie kamen an im Augenblick,

und keiner, keiner blieb zurück.

 

Sie zogen mit dem Heer zum Krieg,

sie führten es von Sieg zu Sieg,

und kehren nun, aus Feindesland,

zurück zum deutschen Vaterland.

 

Am Niederwald um Mitternacht

versammeln sie sich leis und sacht,

von bleiche Lippen tönt´s: hurra,

wir grüßen dich, Germania.

 

Das wir gefügt, das stolze Haus,

sie bauen es noch weiter aus,

bald wird´s in neuer Pracht erstehen,

wir können ruhig schlafen gehen.

 

Lina Sommer