Bei Hasens

aus: Gedichtchen für Kinder

(hochdeutsch)

 

Im grünen Wald vor seinem Haus

da sitzt der Vater Hase,

die Zeitung hat er in der Hand,

die Brille auf der Nase.

 

Und neben ihm sitzt stillvergnügt

die gute Hasenmutter,

sie gibt den Kindern grünen Kohl

und Hasenbrot zum Futter.

 

Wie schnuppern sie, wie knuppern sie,

wie prächtig schmeckt es allen,

die Hasenmutter lacht und spricht:

das kann mir wohl gefallen.

 

Der Vater Has sein Schnupftuch nimmt

und trocknet sich die Tränen,

ach, seufzt er, liebe Kinderlein,

was muss ich da vernehmen ?

 

Dreihundert Vettern, jung und alt

sind gestern totgeschossen

bei einer Treibjagd hier im Wald,

viel Blut ist da geflossen.

 

Schreibt hinter eure Ohren euch:

bleibt immer hübsch zu Hause,

und dass mir keins von euch sich wagt

hinweg von unserer Klause.

 

Jedoch das jüngste Lämpelein

sich still ins Fäustchen lachte,

und als zu Hause alles schlief,

es auf den Weg sich machte.

 

Der Mond schien schön und hell herab,

Klein-Häslein lief ohn´ Bangen,

doch immer näher, husch, husch, husch,

wer kommt denn dort gegangen ?

 

Oh weh, es ist der Jägersmann,

Klein-Häslein lauf geschwinde,

es hört es nicht, es sieht es nicht,

schon pufft und knallt die Flinte.

 

Das arme Häslein, oh, wie schad´,

liegt kalt und tot am Boden,

das kommt davon, wenn man das tut,

was Vater hat verboten.

 

Lina Sommer