Herbstgedanken 1914 I

aus: Für dich – Reim und Prosa

(in Mundart zu lesen - Originalschreibweise siehe unten)

 

Schon fallen leis´die Blätter,

der Sturmwind braust daher,

es ballen sich am Himmel

viel´ Wolken, grau und schwer.

Verstummt ist allerorten

der Vöglein munterer Chor,

verwelkt ist und verschwunden

der Blumen heller Flor.

 

Wie auch die Blätter fallen

und leise sterben gehen,

beraubt des schönen Schmuckes

und kahl die Bäume stehen,

der Wald, er geht nicht unter,

nach einer Spanne Zeit

wird er uns wieder grüßen

im lichten Frühlingskleid.

 

Ob auch Germanias Söhne

in Scharen sterben gehen,

und Herzeleid und Kummer

in tausend Augen stehen,

was wir mit Tränen säen,

es kann nicht anders sein,

das reift zur Freuden-Ernte

im goldenen Sonnenschein.

 

Lina Sommer

 

Originalschreibweise:

folgt