Die Babette

aus: Pälzer Humor

in Mundart zu lesen - Originalschreibweise siehe unten

 

(Dieser Text ist in pfälzer Mundart zu lesen, wenn er hochdeutsch gelesen

wird, ergibt sich an vielen Stellen ein schlechtes oder sogar falsches Deutsch)

 

 

„Du, Babette“, sagt die Madame Adjunkt zu ihrem kleinen Dienstmädchen, „jetzt ist es gerade ein Jahr, dass du bei mir bist. Wenn du dir es so ordentlich überlegst, Babette, musst du doch selbst zugeben, dass du in dieser Zeit etwas bei mir gelernt hast. Wie du gekommen bist, warst du so dumm als wie eine Kuh, hast nicht gewusst, wann das Wasser kocht, hast kein Rindfleisch vom Kalbfleisch unterscheiden und nicht einmal Kartoffel-Schnitze kochen können. Jetzt bist du doch schon so weit, dass du ein einfaches bürgerliches Mittagessen auf den Tisch stellen kannst, wenn ich dich dirigiere. Aber gucke, da liegt halt der Hase im Pfeffer, ich kann doch nicht immer hinten dran stehen. Eine gewisse Selbständigkeit musst du dir noch angewöhnen, Babette, sonst pfeife ich auf alles. Wegen jedem Dreck, sozusagen, kommst du gelaufen und frägst mich. Was hilft mir all dein Schaffen und dein guter Wille, wenn du nichts denkst. Das Denken ist sogar die Hauptsache, hast du mich verstanden? Gelt, merke dir es auch. Gleich heute Abend will ich dir einmal ganz allein die Küche überlassen; mache einen guten italienischen Salat und Gequellte, den Aufschnitt bringe ich selbst mit, wenn ich heim komme.“

 

Mit sich selbst, mit Gott und der Welt mehr als zufrieden, geht die Babette in die Küche, und ihr gutes, rundes Gesicht strahlt nur so vor lauter Vergnügen. Wie ihre Madame abends heimkommt, streckt die Babette ihren dicken Kopf ein bisschen zum Küchentür-Spalt heraus und ruft laut: „Frau Adjunkt, bleiben Sie nur aus der Küche draußen und setzen Sie sich auf Ihnen Ihr Kanapee. Sie brauchen nicht nachzugucken, ich habe an alles selbständig gedacht. Sie sollen Ihre helle Pläsier erleben.“

 

Gleich darauf kommt die Köchin par excellence mit einer Platte italienischem Salat und einer Schüssel voll Kartoffeln hereingeschwänzelt und stellt wohlgefällig und pfiffig die Sachen auf den Tisch.

 

„Um Himmels Willen, was ist denn das für ein Geruch, du wirst dich doch nicht parfümieren, Babette?“ platzt die Mama heraus, und der Papa und die Kinder fangen hell an zu lachen bei dieser Vorstellung.

 

„Nein, Madame, das fällt mir nicht ein, verdeffendiert sich die Babette, aber Sie haben heute Morgen selbst zu mir gesagt, ich soll mir das Denken und die Selbständigkeit angewöhnen, und da habe ich halt den Salat mit Ihnen Ihrem Haaröl angemacht – das riecht so gut.“

 

„Babette“, sagt die Madame, „ich bitte dich um alles in der Welt, tue mir diesen parfümierten Salat da aus den Augen und gewöhne dir das Denken und die Selbständigkeit wieder ab.“

 

Lina Sommer

 

Originalschreibweise

 

folgt