Der Katalog II

aus: Schtillvergniegt

(in Mundart zu lesen - Originalschreibweise siehe unten)

 

Der Michel geht mit seiner Frau

zur Messe hinein in die Stadt,

die hat euch dort ein großes Pläsier

und guckt sich gar nicht satt.

An jeder Boutique bleibt sie stehen,

trotzdem ihr Michel schilt,

sie möchte auch einmal inwendig hinein,

ihren Mann, den dauert das Geld;

doch drunten, zu der Menagerie,

da zieht es ihn selbst hin;

von jeher hat für das liebe Vieh

Verständnis er und Sinn.

 

Der erste Platz, der kostet, weiß Gott

eine ganze halbe Mark,

der zweite kostet dreißig Pfennig, nein,

das ist ihm doch zu stark,

doch halt, da unten steht noch etwas:

der Katalog zehn Pfennig;

gucke, Käthel, sagt er, meiner Seele,

das freut mich, das ist wenig;

mache, dass du hinein kommst, Alte, hörst du,

was simulierst denn noch,

ich bleche zwei Groschen und dann gehen

wir auf den Katalog.

 

Lina Sommer

 

Originalschreibweise: