Der Onkel Müller (Der Unkel Müller)
aus: E´ Pälzer Blummestreißel
(in Mundart zu lesen - Originalschreibweise siehe unten)
Schelten kann er, kommandieren
wie ein Unteroffizier,
hat seine Mucken, spielt gerne Ducken,
dass man als verzweifelt schier.
Brummen tut er, kreischen, toben,
ist eine Kratzbürste erster Klasse,
es (v)erschrecken und verstecken
sich die Kinder auf der Gasse.
Aber wenn die Fräulein Malchen
an seinem Haus vorübergeht,
lieb und flüchtig, ehrbar-züchtig,
und korrekt, als wie gedreht,
ei, wie grüßt der Onkel Müller
so devot und so galant,
respektierlich und manierlich
hält er das Käppchen in der Hand.
Und ein glückverklärtes Leuchten
huscht dann über das faltige Gesicht,
und es sagen dann seine Augen
mehr als das schönste und das längste Gedicht.
Lina Sommer