Für die Kriegsblinden
aus: Für dich – Reim und Prosa, Grüß Gott
(hochdeutsch)
Und hast du auch schon viel gegeben
und denkst: ich hab´ genug getan,
ich möchte dich recht innig bitten:
nimm dich der armen Blinden an.
Du hast dein köstlich Augenlicht –
sie sehen Gottes Sonne nicht.
Wie schrecklich muss es sein, zu leben
in ewiger Finsternis und Nacht:
auf dunklem Pfad ein hilflos Tasten,
sag´, hast du dir´s schon ausgedacht ?
Ja, wären sie noch blind geboren,
dann wär´ nicht halb so schwer ihr Los,
so aber wohnt in ihrem Innern
ein Sehnen, tief und hoffnungslos.
Sieh´ die erloschenen armen Augen,
den stillen Jammer im Gesicht,
du wärst nicht wert, ein Mensch zu heißen,
rührt´ dich der Blinden Elend nicht.
Wir wollen sie mit Lieb´ umgeben,
nicht wahr, du hilfst, und du, und du,
wir wollen treulich für sie sorgen,
komm, gib dein Scherflein auch dazu.
Du hast dein köstlich Augenlicht –
sie sehen Gottes Sonne nicht.
Lina Sommer