Herbstgedanken 1914 II
aus: Lieb Vaterland, magst ruhig …
(hochdeutsch)
Herbst ist es nun geworden
der Sturmwind braust daher,
es ballen sich am Himmel
viel´ Wolken, grau und schwer.
Verstummt ist allerorten
der Vöglein munterer Chor,
verwelkt ist und verschwunden
der Blumen heller Flor.
Wie auch die Blätter fallen
und leise sterben gehen,
beraubt des schönen Schmuckes
und kahl die Bäume stehen,
der Wald, er geht nicht unter,
nach einer Spanne Zeit
wird er uns wieder grüßen
im lichten Frühlingskleid.
Wie auch Germanias Söhne
in Scharen sterben gehen,
und Herzeleid und Kummer
in tausend Augen stehen,
was wir mit Tränen säen,
es kann nicht anders sein,
das reift zur Freuden-Ernte
im goldenen Sonnenschein.
Lina Sommer