Vergangene Zeiten
aus dem Buch: Durch die Pfalz - Ein Heimatbuch von Karl Fries
(hochdeutsch)
Wie saß der wackere Postillion
in seinem blauen Rock,
mit weißer Hos‘ und hohem Hut
stolz auf dem Kutscherbock.
Das Horn, das blanke, umgehängt,
die Peitsche in der Hand,
so ging es im ersten Morgengrauen
tra-ri, tra-ra, durch das Land.
Die Pferde holten tüchtig aus,
hei, war das eine Luft,
die gelbe Postkutsch‘ lachte drein,
sich ihres Wertes bewusst.
Ein Jeder kannt‘ den Postillion
und war mit ihm auf du,
„Gott grüß dich, Schwager, gute Fahrt“,
rief man ihm fröhlich zu.
Und hielt er unterwegs dann an
Im goldenen Sonnenschein,
mit langem Zopf und mit Perück‘,
froh stieg man aus und ein.
Die Damen, sie verneigten sich
so züchtig-akkurat,
die Herren, sie verbeugten sich,
so steif und kerzengerad.
Zwar lob‘ ich mir die Poesie
der Postkutsch-Herrlichkeit,
doch ist sie längst schon überholt,
jed‘ Ding hat seine Zeit.
Der Postillion ist abgetan,
durch den Chauffeur ersetzt,
tra-ri, tra-ra, so klang es einst,
Töff, töff, töff tönt es jetzt.
Lina Sommer